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21. März 2023

Keine Gentechnik in Bayern!

Für ein gentechnikanbaufreies Bayern kämpft seit diesem März wieder ein breites Bündnis aus 25 Organisationen und Gruppen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz. Denn es droht ei...

Für ein gentechnikanbaufreies Bayern kämpft seit diesem März wieder ein breites Bündnis aus 25 Organisationen und Gruppen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz. Denn es droht eine Deregulierung der so genannten "neuen Gentechniken" durch die EU. Das Bündnis fordert unter anderem die Prinzipien der Vorsorge, Risikoprüfung und Kennzeichnungspflicht strikt einzuhalten.

Neue Gentechnik ist ein Sammelbegriff für molekularbiologische Verfahren, wie beispielsweise CRISPR/Cas. Damit veränderte Pflanzen und Produkte sollen ohne Risikoprüfung und Kennzeichnung auf den Markt kommen. Die EU-Kommission hat dazu einen Gesetzesvorschlag erarbeitet der im Juni zur politischen Entscheidung vorgelegt wird. Dagegen wehrt sich das bayerische Bündnis. Denn die Verfahren beinhalten weiterhin hohe Risiken! Unbeabsichtigte und nichtabsehbare Folgen für Landwirtschaft und Natur bleiben.

Laut Gentechnik-Lobby können mit den neuen Gentechniken Pflanzen rasch an den Klimawandel, an Dürre, Hitze und Starkniederschläge angepasst oder auch gegen Pflanzenkrankheiten resistent gemacht werden. Doch die Komplexität dieser Eigenschaften ist sehr hoch, viele Gene sind daran beteiligt. Deshalb ist nicht mit Erfolgen zu rechnen, die in der Gentechnik bislang ohnehin ausblieben. Hingegen ist die herkömmliche Züchtung, die auf der Vielfalt der Sorten beruht, durchaus erfolgreich. Das Klimaargument wird vor allem zur Ablenkung von den Risiken verwendet.

Mit einer Deregulierung der Gesetzgebung zur Agrogentechnik würden der Ökolandbau und die gentechnikfreie Landwirtschaft massiv geschädigt! Kontrollaufwand und Kontrollkosten zur Gentechnikfreiheit würden den Biomarkt extrem belasten, fehlende Kennzeichnung den Verbraucher*innen ihre Wahlfreiheit für gentechnikfreie Produkte rauben. Die Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels und des Biodiversitätsverlustes liegen nicht im Labor. Wenn die Böden zerstört sind, kann keine Saat aufgehen. Und wenn Extremwetter-Ereignisse zunehmen, helfen keine sensiblen ‚Spezialisten‘, sondern es braucht robuste Alleskönner.

Die wissenschaftliche Einschätzung zu den neuen gentechnischen Verfahren fällt sehr viel differenzierter und kritischer aus, als Befürworter*innen behaupten. Neue Gentechnik birgt vergleichbare Risiken wie die bisherige Gentechnik. Das komplexe Wechselspiel der hier interagierenden Gene ist nicht wirklich erfasst und mögliche Nebeneffekte sind praktisch nicht abschätzbar. Aus wissenschaftlicher Sicht muss daher das Vorsorgeprinzip oberste Priorität haben. Risikoprüfung, Zulassungsverfahren, Kennzeichnung und Standort-Register dürfen deshalb keinesfalls geopfert werden.

Thomas Lang, 2. Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V (LVÖ) betont: „Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, 25% Ökolandbau bis 2030 in Europa umzusetzen; Bayern will bis 2030 einen Anteil von 30% Ökolandbau. Wir haben noch sieben Jahre, um diese Ziele zu erreichen. Die EU-Kommission gefährdet mit ihren Gentechnik-Deregulierungs-Absichten die Strategie, die sie mit "Farm to Fork" umsetzen will.  Der Öko-Landbau fördert Artenvielfalt, fruchtbare Böden, sauberes Wasser, Klimaschutz und hat durch seine Anbautechniken eine hohe Resilienz gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels. Zudem konnte mit den klassischen Züchtungsmethoden viel erreicht werden. Alle Anstrengungen und Mittel müssen in diese Richtung gehen und dürfen nicht durch die Interessen von einigen Lobbyisten gefährdet werden!"

Das Bündnis ist sich einig: Ob alte oder neue (Agro-) Gentechnik, von den technischen Risiken, den mangelnden Erfolgen, bis zu den rechtlichen Fragestellungen, Patenten und Gebühren: Die (Agro-) Gentechnik ist eine technologische Sackgasse wie die Atomenergie. Die Investitionen sollten endlich in die wahren Lösungen wie den Ökologischen Landbau, eine flächendeckende Agrarökologie und eine vielfältige und regional angepasste Landwirtschaft fließen.

Link zum gemeinsamen Positionspapier

Dem Bündnis gehören an:

  • Aktion GEN-Klage
  • Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte
  • Biokreis e.V.
  • Bioland
  • Bio-Ring Allgäu e.V.
  • Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V.
  • BUND Naturschutz in Bayern e.V.
  • Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e.V.
  • GENial- Gentechnikfreies Allgäu
  • Imkernetzwerk Bayern
  • Interessengemeinschaft gentechnikfreie Lebensmittel und Landwirtschaft e.V.
  • Katholische Landvolk Bewegung
  • LBV Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V.
  • Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V.
  • NaturFreunde Bayern
  • Naturkost Süd e.V.
  • Naturland e.V.
  • Öko & Fair Umweltzentrum Gauting
  • Stiftung Mensch und Tier Neubiberg
  • Tagwerk Förderverein e.V.
  • Verband Bayerischer Bienenzüchter e.V.
  • Verbraucherzentrale Bayern
  • Zivilcourage Ebersberg
  • Zivilcourage Miesbach
  • Zivilcourage Rosenheim
  • Zivilcourage Starnberg